Mittwoch, 6. November 2013

Templerrun - Epilog

Fertig!!!!


Der erste Läufer, Laurent Lorblanchet (4-mal Gewinner auf dieser Strecke), hat das Ganze in 6:43 Stunden bewältig. Die erste Frau, Nuria Picas (zum 2. Mal Gewinnerin), eine Spanierin, hat in 7:57 Stunden die Ziellinie erreicht. Knapp 7 Stunden vor mir!  Eine Lappalie! Wir sind 1901. von 2800 Teilnehmen. Davon sind aber nur 1981 ans Ziel gekommen. Der Lauf gibt es jetzt seit 19 Jahren. Die Landschaft ist einmalig. Die Orga ist sehr gut, die Strecke ist sehr anspruchvoll für Flachländer wie wir und sehr gut gekennzeichnet auch im Dunkeln. Man bekommt eine Menge für das kleine Startgeld: 2 T-Shirts, 1 Buch, 1 Trinkflasche aus Blech, eine Medaille, einen After Race Essen und zu guter Letzt jeder Menge Anerkennung der Bevölkerung in der Legende der Templerunfinisher eingetreten zu sein!! 
Video ohne Gemarechte!!



Wer gerne sehen will, wie Profis bei so ein Rennen supportert werden, hier noch, Templier bei 9:25 anschalten. Davor andere Rennen zu sehen, die am WE stattgefunden haben

La grande course des Templiers (Templerrun) - Kapitel 1 – 5

Am Sonntag, den 27.10., um 5:15 Uhr morgens stehen Rob und ich in Millau (Frankreich) am Start der „Grande course des templiers“. Die Musik von Era läuft über die Musikanlage. Die Trailelite Frankreichs ist mit Teilnehmern aus weiteren 26 Ländern und uns beiden am Start. Insgesamt 2800 Läufer! Gänsehautfeeling!
Protagonisten am Start!!!

Endlich geht es los. Der Pilgerzug setzt sich unter den Anfeuerungsrufen des Publikums in Bewegung... Noch ist die Stimmung gut, viele Athleten – die eingeschaltete Stirnlampe auf dem Kopf – reißen in der sie umgebenen Finsternis ihre Witzchen. Das Pfeifen im Walde? Die 2 ersten km sind eher flach. Dann kommt der erste unerwartete Stopp, es geht hoch - Stau! Im langsamen Tempo geht es den ganzen Berg hoch! Keine Chance zu überholen. Oben angekommen folgen 2 Stunden ziemlich zügiges Laufen auf einem Plateau und dann ein Tal runter. Nach 21 km kommt die erste Versorgungstation. Es ist hell geworden, wir sind inzwischen seit 3 Stunden (!) unterwegs. Die Sonne scheint, es wird warm. Die Helfer kommen mit der Wasserversorgung für die Läufermasse nicht nach. Es heißt Schlange stehen. Nach guten 10 Minuten geht’s endlich weiter, allerdings nur ein paar hundert Meter und dann stockt es schon wieder: Anstieg! Schmaler Trampelpfad! Einer nach dem Anderen! Stop and Go! Ein langer Lindwurm bewegt sich in Tippelschritten prozessionsartig bis hoch zum Plateau. Oben ist endlich wieder laufen möglich... Nach 5 Stunden (!) erreichen wir die zweite Versorgungsstation; eigentlich sind wir noch gut im Zeitfenster, uneigentlich haben wir gerade mal 31 km geschafft!!! Es geht weiter. Die Landschaft ist fantastisch, das Wetter sommerlich. Trotzdem nehmen wir alles nur am Rande wahr. Der Blick ist eher auf den Boden gerichtet: Steine, Wurzeln, loser Untergrund. Ständig bleibt ein Fuß irgendwo hängen! Die Beine werden nach und nach schwerer. Nach 8 Stunden (!) – Versorgungsstelle 3 - sind 45 km (!!!) der Strecke geschafft – und wir auch! Solange ist noch keiner von uns beiden gelaufen – und so langsam auch nicht! Noch 4 Stunden bis zum nächsten Zeitlimit bei km 65. Das sind 20 km! Eigentlich ein Kinderspiel! (Und uneigentlich?) Nach einigen Aufs und Abs kommt ein langer Abstieg. Und der fordert: Jeder Schritt nach unten wird zur Qual. Unten angekommen gibt es zwar eine Wasserstelle, aber der ersehnte Zeitmesspunkt befindet sich noch vor uns auf dem nächsten Berg. Uns bleiben jetzt genau noch 45 Min. für 4 km! Die Zeit läuft uns auf einmal davon. Vor uns der Berg... Ich weigere mich zu akzeptieren, dass wir uns bis hierher umsonst gequält haben! Adrenalin! Entfesselt klettere ich wie eine Bergziege nach oben. (Deuxième souffle!) Rob im Schlepptau – der droht zu platzen. Jetzt sind wir auf der Überholspur! Viele, die davor noch mit dicker Hose an uns vorbeigezogen sind, bleiben jetzt zurück und geben zum Teil sogar auf. Wir aber ziehen unser Ding durch! Endlich sind wir oben! Nach 37 Min! Noch im Limit! Unglaublich! ... aber es liegen noch 8 km bis zum Ziel vor uns! Die Sonne geht unter, es wird kalt. Robs Wechselsachen im Rucksack sind klatschnass... Seine Trinkblase ist ausgelaufen. Wir frieren! Dunkelheit umgibt uns wieder. Stirnlampe raus! Es geht erneut bergrunter. Höllische Knieschmerzen! Die Beine wollen mich nicht mehr tragen. Man sieht nichts, rutscht ständig weg. Man muss sich an Ästen und Leinen festkrallen. Wann sind wir endlich im Ziel? Und dann auf einmal: erneuter Anstieg! Ich verstehe es nicht. Warum steht dieser verdammte Berg hier? Warum müssen wir wieder hoch? Wie lang sind 8 km eigentlich? Die Steigung erweist sich als sehr schwierig. Es ist die heftigste der ganzen Strecke! Und das jetzt! Man klettert mehr auf allen vieren, als dass man geht. Viele Läufer sitzen am Wegesrand, apathisch, mit Blick in die Leere... Ich denke schon an den darauf folgenden Abstieg. Er gerät zum Stolpern im Dunkeln. Um 20:00 Uhr nach 14:57 Stunden sind wir endlich im Ziel. Und irre glücklich, es geschafft zu haben!